Umschulden bedeutet im Prinzip nichts anderes als einen neuen Kredit aufzunehmen um damit einen bereits bestehenden abzulösen. Der Begriff findet sowohl im Bereich der Baufinanzierung als auch bei Ratenkrediten und Dispositionskrediten Anwendung. Bei Immobilienfinanzierungen wird meist der Begriff Anschlussfinanzierung oder Forward Darlehen gebraucht.
Ein Kredit wird in den seltensten Fällen gänzlich freiwillig aufgenommen. In aller Regel wird hiermit eine notwendige Investition getätigt, die zudem zeitlich drängt. Auf die Kreditzinsen kann daher nicht immer geachtet werden, sodass viele Bankkunden lange Zeit an der Rückzahlung von Krediten arbeiten, die mittlerweile deutlich günstiger zu haben wären. Genau in diesem Fall kann eine Kredit-Umschuldung sinnvoll sein.
Bei einer Umschuldung wird ein laufender Kredit vorzeitig mit dem Geld eines neuen Darlehens abgelöst. Das Geschäft macht also nur dann Sinn, wenn mit dem neuen Kredit deutlich niedrigere Zinsen verbunden sind als mit dem alten. Besonders für die Ablösung größerer Verbindlichkeiten ist eine Darlehensumschuldung eine beliebte Methode, Geld zu sparen. Um einzuschätzen, ob eine Umschuldung wirklich Sinn macht, muss jedoch mehr als nur die Höhe der Zinsen betrachtet werden.
Wann ist eine Kredit-Umschuldung wirklich sinnvoll?
Grundsätzliche Voraussetzung für die Sinnhaftigkeit einer Umschuldung bestehender Schulden ist natürlich die Tatsache dass die Kosten des Umschuldungskredits geringer sind als die aktuellen Kreditkosten.
In diesem Zusammenhang spielt natürlich in erster Linie das aktuelle Marktzinsniveau eine entscheidende Rolle. Momentan sind die Zinsen so niedrig wie nie zuvor, wer also beispielsweise vor sieben oder acht Jahren eine Baufinanzierung mit festen Zinsen oder einen Ratenkredit aufgenommen hat, zahlt deutlich mehr als aktuell.
Unabhängig von der Zinsfrage kann auch eine Zusammenfassung bestehender Kredite im Zentrum des Bestrebens stehen. Insbesondere bei einer unübersichtlichen finanziellen Situation mit vielen kleineren Verbindlichkeiten kann diese Zusammenfassung ein großer Schritt in die richtige Richtung sein. Der Betroffene kann nun neuen Mut schöpfen da er endlich wieder einen Überblick hat was die privaten Finanzen anbetrifft.
Eine dritte Motivation für die Umschuldung bestehender Darlehen könnte darin bestehen die Laufzeit des bestehenden Kreditvertrags zu verlängern. Wenn Sie beispielsweise vor vier Jahren einen Kredit aufgenommen haben und die Restlaufzeit noch zwei Jahre beträgt ist es möglich diesen Kredit umzuschulden mit dem Ziel die Laufzeit auf vier Jahre (oder auch mehr) auszudehnen.
Exkurs: Diese Faktoren beeinflussen den Zinssatz bei Darlehen
Wenn man die Mechanismen untersucht, welche für die Höhe der Kreditzinsen verantwortlich sind, ist an erster Stelle der sog. Leitzins zu nennen. Hierbei handelt es sich um den Zinssatz, zu welchem sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können. Zur Regulierung der Konjunktur kann der Leitzins angepasst werden. Eine Senkung des Leitzinssatzes bewirkt, dass mehr Geld im Umlauf ist, während eine Erhöhung des Leitzinses das Gegenteil mit sich bringt. Interessant für eine Umfinanzierung ist die Tatsache, dass der Leitzins in Form von Kreditzinsen an die Kunden weitergegeben wird. Diese Aussage gilt vor allem für Baufinanzierungen, in abgeschwächter Form aber auch für Konsumkredite und Dispositionskredite.
Es gilt daher: Ein hoher Leitzins bedeutet hohe Kreditzinsen und ein niedriger Leitzins bedeutet niedrige Kreditzinsen. Aus diesem Grund ist es wichtig, besonders bei hohen Darlehensbeträgen eine Phase mit niedrigem Leitzins abzuwarten. Wird der Leitzins gesenkt, so kann davon ausgegangen werden, dass bereits kurze Zeit später auch die Kreditzinsen sinken. Der richtige Moment für die Aufnahme eines Umschuldungsdarlehens lässt sich mit diesem Hintergrundwissen recht gut einschätzen.
An erster Stelle empfiehlt es sich einen genauen Finanzplan aufzustellen um sich einen Überblick über alle bestehenden Schulden zu verschaffen. In Abhängigkeit von der Summe an Verbindlichkeiten kann dies einige Zeit in Anspruch nehmen, lohnt sich aber in jedem Falle. Wer sich hier überfordert fühlt kann unter Umständen auch die Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle in Anspruch nehmen.
Bei der Aufstellung des persönlichen Finanzplans sollten primär die Restlaufzeiten und die genauen Zinshöhen festgehalten werden. Beachtung finden müssen auch die Bearbeitungsgebühren der bestehenden Kreditverträge (werden diese anteilig zurückerstattet oder nicht?) sowie eventuell abgeschlossene Restschuldversicherungen (nur der Rückkaufwert kann auf der Habenseite verbucht werden). Was das Thema Restschuldversicherung anbetrifft gilt es zudem zu bedenken dass ein neuer Versicherungsvertrag eventuell teurer werden kann als der alte aufgrund des höheren Lebensalters.
Sie sehen dass die Ausgangssituation detailliert analysiert werden sollte und hier einiges an Verwaltungs- und Rechenarbeit zu leisten ist. Aber wie gesagt – dies lohnt sich in jedem Falle. Interessanterweise oft übersehen wird der wichtigste Punkt bei einer Anschlussfinanzierung oder einer Ratenkredit-Umschuldung, die sog. Vorfälligkeitsentschädigung.
Die meisten Kredite haben eine festgelegte Laufzeit, die monatlichen Raten sind daher in ihrer Höhe fix und der Bankkunde weiß schon zu Beginn der Finanzierung, wie lange er wie viel zurückzahlen muss. Auch die Bank selbst kalkuliert mit diesen Zinseinnahmen und wünscht sich Planungssicherheit. Um ein Darlehen zwecks Umschuldung vorzeitig abzulösen, sind daher die entsprechenden Regelungen im Kreditvertrag zu beachten. Falls der bestehende Kredit abgelöst werden kann (in der Regel nach einer bestimmten Laufzeit möglich, aber nicht selbstverständlich) ist dies in den seltensten Fällen kostenfrei. Im Normalfall kommt nun die sog. Vorfälligkeitsentschädigung ins Spiel. Wie der Name vermuten lässt handelt es sich hierbei um eine Entschädigung für entgangene Zinseinnahmen seitens der Bank. Was die gesetzlichen Vorgaben anbetrifft kann die Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung in Höhe von 1 Prozent der Restschuld berechnen. Bei Verträgen mit einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr verringert sich der Maximalwert auf 0,5%.
Die konkreten Bedingungen sollte der Interessent hier im vornherein genau überprüfen da sich ein Umschuldungsdarlehen natürlich nur dann lohnt wenn die Vorfälligkeitsentschädigung nicht den Gewinn bei den Zinskosten übersteigt.
Sobald man die Kostenseite hinsichtlich der Altkredite in den Griff bekommen hat kann man sich auf die konkrete Suche nach einem günstigen Umschuldungskredit machen. Hier ist man gut beraten, so viele Angebote als möglich einzuholen. Kreditvergleiche sind hier ein populäres Mittel. Ein Kreditvergleich stellt eine Vielzahl verschiedener Kredite gegenüber und ermittelt das günstigste Angebot.
Von entscheidender Bedeutung für die Höhe der Zinsen ist bei vielen Banken die Einschätzung Ihrer Bonität. In diesem Zusammenhang wird auch von bonitätsabhängiger Verzinsung gesprochen, dies bedeutet dass die Zinsen umso günstiger sind umso besser sich Ihre Bonität darstellt. Hat sich diese im Laufe der letzten Jahre verschlechtert so kann es sein dass trotz günstigerer Markzinsen Ihr individuelles Angebot nicht vorteilhaft ausfällt. Des Weiteren sei auch darauf hingewiesen dass nicht alle Kreditgeber den Verwendungszweck Umschuldung akzeptieren – auch dies sollten Sie bei Ihrer Suche nach einer günstigen Umfinanzierung bedenken.
Was den aufzunehmenden Ratenkredit anbetrifft so sollte man auch hier auf die bereits genannten Faktoren achten. Neben der konkreten Höhe der Zinsen sind dies eventuelle Bearbeitungsgebühren, die Restkreditversicherung sowie die Frage ob Ratenpausen, Sondertilgungen und eine vorzeitige Darlehensablösung möglich sind (welche Kosten kommen jeweils hinzu?).
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Das Umschulden eines Dispositionskredits als Sonderfall
In den allermeisten Fällen Sinn macht eine Umschuldung bei Dispositionskrediten. Nahezu jede Bank vergibt den Dispo beim Girokonto nur allzu gerne, Zinssätze im zweistelligen Bereich machen das Geschäft aus Sicht des Kreditgebers äußerst lukrativ. Aufgrund der Tatsache dass ein Dispokredit leicht zu erlangen ist wird er von vielen Menschen regelmäßig und in größerem Umfang genutzt, die monatliche Abrechnung mit den Kontoführungsgebühren verschleiert den Blick auf die Zinskosten vermeintlich unbedeutender Kontoüberziehungen.
Eine Dispo-Umschuldung kann an dieser Stelle nur angeraten werden da sie in jedem Falle einen Gewinn bedeutet. Erste Wahl in diesem Zusammenhang sind spezielle Abruf- oder auch Rahmenkredite. Vergleichbar dem Dispo wird dem Kunden hier eine bestimmte Kreditlinie eingeräumt, im Gegensatz zum Ratenkredit müssen jedoch nur für den Betrag Zinsen gezahlt werden der tatsächlich in Anspruch genommen wird. Der Vorteil liegt hier auf der Hand, Rahmenkredite sind wesentlich (!) günstiger als der Überziehungskredit auf dem Girokonto.
Eine erfolgreiche Kredit-Umschuldung ist mit Arbeit verbunden: Ein passendes Angebot muss gefunden werden, der Leitzins spielt beim richtigen Zeitraum eine wichtige Rolle und sollte daher im Auge behalten werden und letztlich bedarf auch die Bürokratie der beteiligten Banken einen gewissen Einsatz. Ob sich dies alles lohnt, lässt sich pauschal nicht sagen, sondern muss im Einzelnen berechnet werden. Je höher jedoch die Kreditsumme, desto wahrscheinlicher ist jedoch der Nutzen einer Kredit-Umschuldung.