Das Verfahren der Bonitätsprüfung durch die Schufa

Wer ein Darlehen bei einer Bank aufnimmt, einen Kaufvertrag auf Raten unterschreibt oder auch einen Handyvertrag abschließt, der kommt in Deutschland nicht um die Schufa Prüfung umher.

Bei der Schufa AG (der Begriff steht für Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) handelt es sich in erster Linie um einen Dienstleister des Handels und der Finanzbranche. Das Angebot: Die Lieferung von Kriterien zur Einschätzung der Bonität von Privatkunden.

Gegründet wurde die Schufa bereits 1927 in Berlin. Die Berliner Elektrizitätswerke verkauften damals nicht nur Strom, sondern auch diverse Haushaltsgeräte auf Ratenbasis. Um Kunden mit schlechter Bonität vom Geschäft ausschließen zu können, wurden über die Stromkunden Akten geführt, in denen ihre Zahlungsmoral festgehalten wurde: Nur die Kunden, die ihre Stromrechnung immer pünktlich zahlten, konnten sich bei den Elektrizitätswerken Haushaltsgeräte auf Ratenbasis kaufen. Damit war die Idee zur Schufa geboren, deren Beratung in den darauffolgenden Jahren immer mehr Händler annahmen. 1952 wurde die Bundes-Schufa gegründet, die fortan im gesamten Bundesgebiet Daten zur Zahlungsmoral von Privatkunden sammelte.

Heute verfügt Deutschlands bedeutendste Auskunftei über Daten von fast jedem Bundesbürger. Ermittelt werden diese durch die sogenannte Schufa-Auskunft. Diese wird zum Beispiel dann fällig, wenn jemand ein Girokonto eröffnet oder ein anderes Finanzprodukt einer Bank in Anspruch nimmt oder wenn ein Kaufvertrag auf Ratenbasis geschlossen wird. Dies ist zum Beispiel bei einer klassischen Ratenfinanzierung der Fall; doch auch beim Abschluss eines Mobilfunkvertrags werden Kunden um die Schufa-Auskunft gebeten. Kommt der Kunde seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach, erhält die Schufa eine entsprechende Meldung, die in die Datenbank einfließt. Ebenfalls vermerkt werden die Inanspruchnahme eines Dispokredits oder ein zu langes Überziehen des Kontos.

Aus all diesen Informationen wird dann der sog. Score-Wert ermittelt. Dieser reicht von 1 bis 100, wobei 100 für die bestmögliche Bonität steht. So wirkt sich zum Beispiel eine im Sinne der Bank erfolgreiche Finanzierung sehr positiv auf den Score aus: Sie zeigt, dass der Kunde über ein hohes monatliches Einkommen sowie über eine gute Zahlungsmoral verfügt. Ähnlich positiv wirken sich zum Beispiel Spareinlagen in großer Höhe aus.

Kredit Scoring - statistische Verfahren mit weitreichenden Folgen

Der Begriff des Kredit-Scoring beschreibt im Allgemeinen verschiedene Verfahren, welche zu einer mehr oder weniger automatisierten Ermittlung der Kreditwürdigkeit eines potenziellen Kunden angewendet werden. Scoring Verfahren nutzt aber nicht nur SCHUFA, auch Geschäftsbanken setzen im Privatkundengeschäft eigene Verfahren ein um anhand bestimmter persönlicher Daten eine auf die Zukunft gerichtete Risikoklassifizierung des Kunden zu ermöglichen. Auf Basis diverser Persönlichkeitsmerkmale und der Gewichtung dieser Merkmale anhand von Punkten wird ein Gesamtscore ermittelt, der darüber Aufschluss geben soll, ob ein Kredit gewährt werden kann oder nicht. Inwieweit rein statistische Methoden im Einzelfall wirklich zu einer objektiven Beurteilung und einer Minimierung von Risiken für den Kreditgeber führen können ist umstritten, eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang ohne Zweifel eine ständige Pflege und Überarbeitung der Scoring-Modelle um eine möglichst hohe Realitätsabbildung zu erreichen.

Positiv- und Negativmerkmale sowie statistische Ähnlichkeit als Basis der Bonitätseinstufung durch die Schufa

Beim Schufa-Scoring handelt es sich um eine Kombination aus den im letzten Abschnitt erläuterten statistischen Verfahren und den selbst von der Schufa erhobenen bzw. von ihren Vertragspartner gelieferten Daten. Hierzu zählen beispielsweise Merkmale bezüglich offener, aber auch früherer Kreditverträge, bezüglich Girokonten und Kreditkarten oder auch Mobilfunkverträgen. Festgehalten werden wohlgemerkt sowohl negative als auch positive Merkmale. Das genaue Verfahren hält die Schufa nach wie vor unter Verschluss, wohl auch um die ohnehin bereits große Zahl an Kritikern nicht weiter wachsen zu lassen.

Hauptkritikpunkt ist dabei die Tatsache, dass eine Reihe der Einflussfaktoren auf die Bonitätseinstufung nicht im direkten Einflussbereich des Betroffenen liegen. Anhand statistischer Merkmale, welche bei vielen "ähnlichen Fällen" eine bestimmte zukünftige Entwicklung begünstigen wird auf den Einzelfall geschlossen. Zudem spielen einige äußerst umstrittene Faktoren eine Rolle, zu nennen sind in diesem Zusammenhang beispielsweise die Häufigkeit der Einholung einer Selbstauskunft durch einen Kreditinteressenten, die Art des genutzten Kraftfahrzeuges und der Erhaltungszustand von evtl. Wohneigentum.

Die Vertragspartner der Schufa - Kategorien A, B und F

Neben dem Score-Wert an sich gibt die Schufa auch andere Daten von Privatkunden an ihre Geschäftspartner weiter. Hierbei muss zwischen drei verschiedenen Vertragspartnern unterschieden werden:

A-Vertragspartner
Diese Partner erhalten sowohl sogenannte Positiv- als auch Negativmerkmale und haben damit die meisten Rechte: Positivmerkmale sind Hinweise auf eine positiv einzuschätzende Bonität, wohingegen Negativmerkmale zum Beispiel Informationen zu einer nicht beglichenen Ratenzahlung sind. A-Vertragspartner der Schufa sind Kreditinstitute, Kreditkartenunternehmen und Leasinggesellschaften.

B-Vertragspartner
In dieser Kategorie befinden sich Handelsunternehmen, die Ratenfinanzierungen anbieten; aber auch Mobilfunk- und andere Telekommunikationsunternehmen, die ihre Dienstleistungen mit vertraglich bindender Laufzeit und monatlicher Zahlung anbieten. Ebenfalls hierin enthalten sind Versicherungen. Diese Vertragspartner erhalten von der Schufa ausschließlich Negativmerkmale, anhand derer sie die Bonität ihrer Privatkunden einschätzen können.

F-Vertragspartner
In dieser Kategorie sind Inkassounternehmen zusammengefasst. Diese erhalten von der Schufa lediglich personenbezogene Daten wie Name und Anschrift.

Grundlegendes Ziel der Bonitätsprüfung ist es zum einen die Vertragspartner bei der Minimierung der Risiken eines Zahlungsausfalls zu unterstützen und zum anderen der zunehmenden Überschuldung von Privatleuten entgegenzuwirken.

Problematisch ist, dass kaum ein Bürger um die Schufa-Auskunft umher kommt. So reicht, wie weiter oben beschrieben, bereits das Führen eines Girokontos für die Aufnahme in die Datei und auch der Abschluss eines einfachen Ratenvertrags kann ohne die Schufa-Auskunft nicht erfolgen. Ohne die im Grunde freiwillige Einverständniserklärung der Kunden, ihre Daten mit der Schufa abzugleichen, kommt also kein Vertrag zustande. Was also eigentlich auf freier Basis geschieht, lässt sich leider kaum vermeiden – außer mit einem Verzicht auf die Angebote der Vertragspartner.

Exkurs: Scoring-Modelle von Geschäftsbanken

Aufgrund der Tatsache, dass Ratenkredite und Kleinkredite an Privatkunden in aller Regel ohne weitere Sicherheiten vergeben werden, erfolgt die Kreditentscheidung allein aufgrund der Bonität des Antragstellers. Zur Bonitätseinstufung kommen standardisierte statistische Verfahren zum Einsatz, welche das Ziel haben, eine möglichst hohe Ausfallsicherheit für den Kreditgeber zu erreichen. Welche der genannten Persönlichkeitsmerkmale im Einzelfall zur Anwendung kommen ist unterschiedlich, Faktoren wie die berufliche Situation (Berufsbild, Arbeitgeber, Dauer der Beschäftigung), der Familienstand, die wirtschaftliche Situation (Einkommen und sonstige Einnahmen, evtl. vorhandenes Vermögen sowie zu erwartende Ausgaben) gehören zum Standard. Aber auch der Eintrag von Positiv- und Negativmerkmalen bei der Schufa spielt eine Rolle. Nach der Erfassung aller genannten Merkmale wird eine Gewichtung anhand von Punkten vorgenommen ("Kredit Scoring"). Das Ergebnis dieser Bewertung wird als Gesamt-Score oder auch Score-Wert bezeichnet und ist entscheidendes Kriterium für Annahme oder auch Ablehnung des Kreditgesuches.

Das Kreditscoring in der dargestellten Form weist einige Vorteile, jedoch auch eine Reihe beträchtlicher Nachteile auf die im Folgenden kurz zusammengefasst werden sollen.

Was die Vorteile anbetrifft so ist die hohe Wirtschaftlichkeit und Beschleunigung des Kreditvergabeprozesses aufgrund der Standardisierung zu nennen. Alle Kreditentscheidungen sind – zumindest der Theorie nach – objektiv nachvollziehbar, subjektive Einflüsse wie die Einschätzung eines Bankberaters können vollständig ausgeschlossen werden. Da Scoring-Verfahren ideal geeignet sind für EDV-Anwendungen lassen sich beträchtliche Kosten- und Zeitersparnisse erzielen.

Ein erster bedeutender Nachteil ist im Fehlen einer ganzheitlichen Antragsentscheidung aufgrund einer unzureichenden Einbeziehung qualitativer personenbezogener Daten und fachmännischer Einschätzung zu sehen. Insbesondere die langjährige Erfahrung eines Sachbearbeiters (der den Kunden vielleicht auch noch persönlich kennt) spielt keine Rolle mehr da ausschließlich der Computer entscheidet wer kreditwürdig ist und wer nicht. Hierzu sei angemerkt dass es mittlerweile Scoring-Modelle gibt welche die Einbeziehung persönlicher Einschätzungen ansatzweise ermöglichen.

Des Weiteren spielen natürlich auch die Problematik mit der Sammlung und Weitergabe persönlicher Daten sowie die Qualität und Aktualität derselben eine Rolle. So kann es durchaus zu Fehlentscheidungen kommen weil das Datenmaterial entweder falsch oder komplett veraltet ist. Eine ständige Aktualisierung des Datenbestandes ist für die Qualität aller statistischen Scoring-Verfahren unerlässlich. Es soll auch die Frage gestellt werden inwieweit die gesammelten Daten sicher sind oder ein Weiterverkauf vorstellbar ist.